





| |

Das HOHE HAUS im Zeitraffer der Geschichte
1019 - In der ersten Urkunde Hönningens
schenkt das Kaiserpaar Heinrich II. und Kunigunde dem Altar des Apostelfürsten
Petrus, zur Verfügung der dem Herrn in der Bamberger Kirche dienenden St.
Georgsbruderschaft, ihr Besitztum in Hohingen (Hönningen), so wie sie es von
Ennelinus erhalten haben. Das Besitztum des Ennelinus, fortan als "sand (Sankt)
Jürgenhoff" bezeichnet, hatte bedeutsame Gerechtsame, darunter gemeinsam mit dem
hiesigen Hof des Trierer St. Simeonsstiftes das Zehntrecht, weil beide Höfe hier
die erste Pfarrkirche errichtet hatten. Die Gebäulichkeiten des "sand
Jürgenhoffs" standen an der Stelle des "Hohen Hauses".
1422 - Mit Urkunde vom 11. August 1422 verkauft das Bamberger Domkapitel den "sand
Jürgenhoff" samt allen Gerechtsamen an Bischof Otto von Trier für 1500 Gulden,
dieser schlägt das ehemalige Ennelinus-Gut dem Lehen Arenfels zu. Damit
verschwindet der Name "sand Jürgenhoff"aus den Urkunden.
 |
 |
1438 - Durch dendrochronologische
Untersuchungen belegt, kann dieses Jahr als das Baujahr des "Hohen Hauses"
angenommen werden. Bauherr war der Erzbischof Raban von Trier, oder - mit dessen
Zustimmung - der Ritter Friedrich von dem Steyne bei Nassau, dem das Lehen und
die Amtmannschaft über die Herrschaft Arenfels in der Zeit von 1412-1451
verpfändet war. Der spätgotische Baukörper ist ein schlichter, aber fester
Wohnturm aus heimischem Bruchstein; in Notsituationen für die bedrängten
Bewohnerschaft eine sichere Zuflucht.
1616/1618 - Zur Zeit des Grafen Ernst von Isenburg -letzter Isenburger als
Lehensnehmer der Herrschaft Arenfels- werden im "Hohen Haus" umfangreiche
bauliche Veränderungen vorgenommen. Der fortifikatorische Charakter des Hauses
wird zu Gunsten eines höheren Wohn- und Repräsentationswertes aufgegeben. Der
Kellerraum erhält ein Tonnengewölbe aus Tuffstein, die Tür- und Fenstergewände
werden in Basaltlava ausgeführt; durch Einbau eines Fachwerkgerüstes
Unterteilung der Geschosse in jeweils drei Räume.
Besonderen Aufwand erfordern die "Kölner Decke" im Nordraum des Erdgeschosses
und die Spindeltreppe, deren Achse korkenzieherartig aus einem Eichenstamm
geschlagen ist. Es wird angenommen, dass die isenburgischen Beamten Laurenz
Lutzen und Johann Jakob Pranghe bis etwa 1670 das "Hohe Haus" bewohnen und den
isenburgischen Herrschaftsbereich verwalten; es wurden Steine, mit den
Hausmarken dieser Personen gezeichnet, im "Hohen Haus" vorgefunden.
 |
 |
 |
Kölner Decke |
Spindeltreppe |
Küche |
1632 - Brandkatastrophe in Hönningen, "als
aber das Hoenningen vom Schweden Krieg ... gantz verbrandt von der untersten
Pforten an .... ausgenommen 12 Häuser". Da die "unterste Pforte" nicht weit vom
"Hohen Haus" entfernt war, steht das "Hohe Haus" mitten im Geschehen, allerdings
ist es als massiver Steinbau längst nicht so gefährdet, wie die benachbarten
Fachwerkhäuser, die ein Raub der Flammen werden. Es ist also nicht bekannt, ob
die im Haus vorgefundenen Brandspuren davon herrühren.
1670 - Übergang des Lehens Arenfels mit allen Besitztümern und Rechten auf die
Familie von der Leyen, deren Beamte nunmehr mit großer Wahrscheinlichkeit ihre
Verwaltungsaufgaben - wie vorher die isenburgischen Beamten - vom "Hohen Haus"
aus wahrnehmen. Aus der von der Leyenschen Zeit ist im "Hohen Haus" eine
Ofenplatte mit dem habsburgischen Reichsadler erhalten geblieben.
1785 - Das "Hohe Haus" erhält einen zweigeschossigen Anbau, ebenerdig aus
Bruchstein und darüber aus schlichtem Fachwerk.
1806, oder in den Folgejahren wird das "Hohe
Haus" verkauft, der Käufer ist unbekannt. Nach einer Katasterzeichnung aus den
Jahren 1823/28 ist das Grundstück, das sich an der Hauptstraße nach Norden
ausdehnte, 3,67 Ar groß. Es umfaßt nach der Gebäudesteuerrolle von 1865,
Wohnhaus mit Hofraum und Hausgarten, Scheune, Stall, Kelterhaus und Remise.
1845- 1872 -durch eine Zeichnung nachgewiesen, hat das "Hohe Haus" bis in die
40er Jahre des 19. Jahrhunderts ein Krüppelwalmdach. In der ersten bekannten
Fotographie des Ortes (1872) ist aber das heutige Satteldach schon erkennbar.
Eigentümer war ein Rentner Heinrich Alois Haan aus Köln.
1869 - Neuer Eigentümer ist ein Reinhard Graben aus Hönningen. Es ist nicht
bekannt, ob es bereits unter ihm oder unter einem späteren Eigentümer zur
Teilung der ursprünglichen Grundstücksfläche kam. Offenkundig hat es nach
Reinhard Graben weitere Besitzwechsel gegeben, bis
1934 - Johann Frömbgen aus Ohlenberg erwirbt das "Hohe Haus". Letzter Eigentümer
war dessen Sohn Alfons Frömbgen.
1996 - Der erst im Jahre 1994 gegründete
"Heimatverein" erwirbt das "Hohe Haus" und beantragt die Unterschutzstellung
nach dem Denkmalschutzgesetz. Unter dem Leitgedanken: "Wir wollen der
Vergangenheit eine Zukunft geben", haben seit dieser Zeit Mitglieder des
Heimatvereins bei ständiger fachlicher Beratung und Begleitung durch die
Denkmalbehörde und mit der uneigennützigen Hilfestellung durch Bad Hönninger
Bürger, Industrie- und Handwerksbetriebe im und am Hohen Haus gearbeitet, mit
dem Ziel, das "Hohe Haus" mit seiner musealen Gestaltung zu einer Stätte
bürgerschaftlicher Begegnung einzurichten.
2000 - Am 27./28. Mai wird das Hohe Haus mit dem Heimatmuseum eröffnet.
2001 - Der Hofraum am Hohen Haus wird um weitere Kleindenkmale bereichert. Die
Stadt Bad Hönningen übergibt dem Heimatverein 42 Flursteine, eine Sammlung aus
dem Nachlass von Franz Gülden.
Diese Flur- und Grenzsteine, eine Dauerleihgabe der Stadt, sind ein
„Nachschlagewerk" über die Besitzverhältnisse von über 750 Jahre in dem Bauern-
und Winzerort Hönningen. Flursteine von Klöstern, der Kirche, dem Adel und
Bürgern geben Zeugnis einer vergangenen Epoche, eine Fundgrube für die
Heimatforschung.
Heimatverein zur Pflege alten Brauchtums e.V.
zum Seitenanfang
|